2007_Messa da Requiem_Verdi

Unser Konzert

25. November 2007

Guiseppe Verdi: Messa da Requiem


Konzert in St. Kilian, Is-Letmathe,  am 25. November 2007


Plakat zum Konzert 2008 in St. Kilian : GLORIA
  • 27.11.2007
    IKZ
    Letmathe
    von Ralf Tiemann    
    Inferno in der Magengrube

    Mit Applaus im Stehen wurden der Oratorienchor, die Philharmonie Südwestfalen, die Solisten und der künstlerische Leiter Paul Breidenstein für die Aufführung von Verdis "Messa da Reqiuem" gefeiert.

    Einige zaghafte Töne von den Contrabässen, einige vorsichtige Harmonien der Streicher, ein vom Chor kaum hörbar hingehauchtes „Requiem” - Verdi tastet sich mit fragendem und flehendem Gestus in seine „Messa da Requiem”, die er 1874 für Chor, Orchester und vier Solisten geschrieben hat.     
    Das Pressefoto vom Konzert zeigt die 4 Solisten


     Foto: IKZ 

    Einige zaghafte Töne von den Contrabässen, einige vorsichtige Harmonien der Streicher, ein vom Chor kaum hörbar hingehauchtes „Requiem” - Verdi tastet sich mit fragendem und flehendem Gestus in seine „Messa da Requiem”, die er 1874 für Chor, Orchester und vier Solisten geschrieben hat.

    Die zögernde Zurückhaltung, die die ersten Takte dieses Werkes kennzeichnet, ist jedoch trügerisch und dauert nur für kurze Zeit an. Denn schon im eröffnenden Introitus türmt Verdi die Klangmassen aufeinander und lässt sie über dem Publikum einstürzen wie meterhohe Wellen auf stürmischer See. Am Sonntag war es der Oratorienchor Letmathe unter Paul Breidenstein, der zusammen mit der Philharmonie Südwestfalen und den Solisten Birgit Harnisch (Sopran), Antje Gnida (Mezzosopran), Christopher Lincoln (Tenor) und Hayk Déinyan (Bass) dieses monströse Werk im Kilians-Dom aufführte.

    Anders als die barocken Großwerke für Chor und Orchester oder die monumentalen Oratorien der deutschen Romantik, die den Zuhörer über Kopf und Geist ergreifen, lässt der große italienische Opern-Komponist Verdi den Todesschmerz in seinem Requiem mit donnernden Pauken, einem dröhnenden Fanfaren-Ensemble auf der Orgel-Empore, peitschenden Geigen und einem im vollsten Fortissimo agierenden Chor direkt in die Magengrube fahren. Gerade in der ausladenden Sequenz haben die Ausführenden am Sonntag ein Volumen und eine Wucht entfaltet, die das Konzert zu einem wirklich körperlichen Erlebnis machten. Man kam sich wirklich vor wie in eine tosenden Schlacht, in einem Wirbelsturm oder eben wie im jüngsten Gericht.

    „Welch ein Graus wird sein und Zagen, wenn der Richte kommt” oder „Schauernd sehen Tod und Leben sich die Kreatur erheben, Rechenschaft dem Herrn zu geben” lauten unter anderem die vertonten Textstellen, von dem „Tag der Zorns”, dem „König schrecklicher Gewalten”, von Sünde, Hölle und Rache ist dort die Rede - und genau so klingt es dann auch. Mittendrin Paul Breidenstein, der Orchester und Chor in der Manier eines Galeeren-Taktgebers durch das immer wiederkehrende „Dies irae” hämmerte und gerade den Oratorienchor in diesem klanglichen Inferno zur Höchstleistung trieb.

    In der Folge hatte dann in dem strahlenden, fast frohlockenden Sanctus und den sehr melodiös getragenen Agnus Dei und Communio nicht nur der Chor Gelegenheit, auch andere Seiten seiner klanglichen Vielfalt zu zeigen. Vor allem beherrschten auch die Solisten über weite Strecken das Geschehen, bestachen durch wunderbare Quartette, Terzette und Duette und ließen ihre ganze strahlende Kraft spielen.

    Nachdem im abschließenden Responsorium nochmals der ungehemmte Zorn Gottes durch die Kirche getost war, endete das Werk mit der Bitte „Libera me” (Erlöse mich) genauso flehend und zagend wie der Introitus begann. Bevor dann nach einer kurzen Atempause ein weiterer Sturm losbrach: Mit donnerndem und langanhaltendem Applaus hatte sich das Publikum in der sehr gut gefüllten Kirche von den Bänken erhoben, um die Sänger und Musiker für dieses Erlebnis zu feiern.

    Share by: