2008 Gloria _ Puccini

Unser Konzert

28. Dezember 2008

Gloria

aus "Lux et origo" :    Gloria
Giacomo Puccini:     Messa di Gloria
John Rutter:     Gloria


Konzert in St. Kilian, Is-Letmathe,  am 28. Dezember 2008


Plakat zum Konzert 2008 in St. Kilian : GLORIA
30.12.2008
IKZ
Letmathe
von Hubert Schmalor
    "Glanz und Gloria" in der Kilianskirche
Ein großartiges nachträgliches Weihnachtsgeschenk bereitete der „Oratorienchor Letmathe” allen Besuchern am Sonntagnachmittag in der vollbesetzten Kirche St. Kilian.    

Der Oratorienchor Letmathe mit den Bochumer Symphonikern beim Konzert am 28.12.2008 in St. Kilian, Iserlohn-Letmathe.30.12.2008

 Foto: IKZ 

 Zusammen mit den „Bochumer Symphonikern” und der „Choralschola St.Vincenz” wurde ein weiterer Glanzpunkt in der Aufführungsgeschichte des von Paul Breidenstein geleiteten Chores gesetzt. Obwohl die Idee der Programmgestaltung, verschiedene Versionen des „Gloria” als roten Faden für ein weihnachtliches Konzert zu verwenden, etwas jenseits des Mainstreams der gängigen Weihnachtskonzertpraxis liegt, lässt sie aber gerade deswegen aufhorchen.

Was liegt eigentlich zu Weihnachten näher, als den Lobpreis des „Gloria”, der den Gesang der Engel bei der Verkündigung der Geburt des Messias auf dem Hirtenfeld von Bethlehem aufnimmt, als Ausgangspunkt für einen spannenden und überaus beeindruckenden Ausflug in die Musikgeschichte zu nehmen?

Begrüßt und eingestimmt wurden die zahlreichen Zuhörer mit einem ostkirchlichen Hymnus, abwechselnd und gemeinsam intoniert von der auf der Orgelempore postierten Choralschola St.Vincenz, Menden, und dem Oratorienchor im Chorraum. Ebenfalls aus der Frühzeit der Kirchenmusik entstammend folgte darauf das von der Choralschola unter der Leitung von Christian Rose vorgetragene Gloria aus der dritten gregorianischen Choralmesse „Lux et origo”. Von der für solche Zwecke hervorragend geeigneten Kirchenakustik wunderschön getragen und dezent aber eindrucksvoll von der eingesetzten Beleuchtungstechnik unterstützt, entstand durch die auf der Einstimmigkeit archaischer Melodik und freier Rhythmen basierende Gregorianik eine sehr dichte, meditativ-besinnliche, fast könnte man sagen „weihnachtliche”, Atmosphäre.

Diese Besinnlichkeit konnte (und sollte) jedoch nicht lange Bestand haben. Denn mit der „Messa di Gloria”, einem Frühwerk des eher durch „große Oper” bekannten Giacomo Puccini, stand urplötzlich ein Klanggemälde im Kirchraum, das vom samtweichen Pianissimo bis zur emotionalen Klangexplosion alles aufbot, was man von einem romantischen Großwerk erwarten darf.

Dabei absolut professionell mit einer makellosen Gesamtleistung die „Bochumer Symphoniker” in großer Besetzung. An diesem Abend natürlich unter der gewohnt sicheren und präzisen Leitung von Paul Breidenstein, der jedoch auch „seinen” Chor auf diese Aufgabe exzellent vorbereitet hatte und ihn zusammen mit dem Orchester zu einer höchst bemerkenswerten Gesamtleistung anspornte: Im ersten Satz, dem Kyrie, stimmlich warm im Gesamtklang, ausgewogen im Verhältnis der Stimmen zueinander, im Gloria und Credo trotz aller Klangfülle und der oft rasant wechselnden dynamischen Entwicklungen immer klar strukturiert, sauber intonierend und auch bei den sich oft wiederholenden komplexen fugenhaften Einsätzen des „Cum Sancto Spiritu” sehr transparent und verständlich.

Anerkennung auch für die beiden Solisten des Abends, Ricardo Tamura, Tenor, und Hayk Déinyan, die über ihre überzeugend vorgetragenen Soli hinaus dann im eher unspektakulären aber harmonisch und melodisch wunderschönen Agnus sogar zum Duett zusammenfanden.

Stand die „Messa di Gloria”, die der Oratorienchor bereits in Iserlohns Partnerstadt Nyíregyháza aufführen konnte, zwar eindeutig im Mittelpunkt des Abends, so sollte mit John Rutters dreisätzigem „Gloria” nun jedoch erst der eigentliche Höhe- und Schlusspunkt folgen.

„So ein freudiger Lärm zum Lobe Gottes”: Besser könnte man diesen Teil des Abends nicht beschreiben als John Rutter über sein „Gloria” selbst geschrieben hat. Rutter, der die Freiheiten moderner Kompositionstechniken äußerst geschickt und variantenreich, jedoch immer auch allgemein verständlich einzusetzen weiß, sagt jedoch nichts darüber, dass dieser „Lärm” für die Blechbläser, das Schlagwerk und insbesondere die Sängerinnen und Sänger eine ungemein hohe musikalische Anforderungen stellt.

Hier stellte der Oratorienchor bei den ihnen von Rutter abverlangten rhythmischen Eskapaden, den immer wieder eingesetzten Stimmteilungen und den grenzwertigen Tonhöhen endgültig seine große Klasse unter Beweis. Dies wusste auch das Publikum mit stehenden Ovationen zu würdigen: Soviel „Glanz mit Gloria” hat man im „Kiliansdom” selten erlebt.

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