2012_Die Letzten Dinge_Spohr

Unser Konzert

25. November 2012

Louis Spohr: Die Letzten Dinge


Konzert in St. Kilian, Is-Letmathe,  am 25. November 2012


Pressebericht zu diesem Konzert:
26.11.2012
IKZ
Letmathe
von Ralf Tiemann
Himmlische Musik voller Zuversicht
 
Der Oratorienchor Letmathe wurde unter der Leitung von Paul Breidenstein für "Die letzten Dinge" von Louis Spohr in der Pfarrkirche St. Kilian gefeiert

Bei all den Weihnachtsmärkten, Weihnachtsliedern und Weihnachtsbäumen, die einem am Wochenende bereits untergejubelt wurden, mochte man es kaum glauben: Es war noch gar nicht Weihnachten. Es war Totensonntag. Der Tag, an dem in der Kirche noch ganz andere Gefühle als die weihnachtlicheneine Rolle spielen .Der Letmather Oratorienchor präsentiert an diesem Tag traditionell sein großes Jahreswerk in St. Kilian, und man hat dabei schon vieles gehört, was wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passte: Totenmessen mit wütenden Höllenstürmen, aufwühlende, hochdramatische Werke und Oratorien, die mit geradezu infernaler Wucht den Lennedom zum Erbeben gebracht haben.

Zusammen mit der Philharmonie Südwestfalen brachte der Oratorienchchor Letmathe Louis Spohrs "Die letzten Dinge" zur Iserlohner Uraufführung. Foto:Michael Mai

Nun stand Louis Spohr auf dem Programm, und obwohl dessen Oratorium „Die letzten Dinge“ textlich der Offenbarung des Johannes entstammt und der Tod auch hier natürlich eine zentrale Rolle spielt, kommt er mit seiner Komposition ganz anders daher, ruhig, warm und mit verhältnismäßig leisen Tönen. Da, wo andere vielleicht Schauder und Schrecken verbreitet hätten, und wo man auch als Zuhörer durchaus große musikalische Gesten hätte erwarten können, reduziert er, lässt das Solisten-Quartett und auch den großen Chor sanfte A-cappella-Partien singen. Doch auch das passte vorzüglich zu diesem Tag, zu der Stimmung, die der November mit sich bringt, und wurde am Ende von dem Publikum in der erneut voll besetzten Kirche mit den inzwischen gewohnten, aber keineswegs selbstverständlichen stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus gefeiert.
Der verhältnismäßig freundliche Anstrich des Werkes, den schon die erhebende Ouvertüre verheißt, bedeutet aber keineswegs Einfallsarmut oder musikalische Langeweile. „Die letzten Dinge“, die Louis Spohr 1826 vollendet hat und die trotz damals größter Beliebtheit weitgehend in Vergessenheit geraten sind, sind gespickt mit tollen musikalischen Einfällen und Effekten, nur eben ohne großen Knall davor. Anstatt virtuoser Arien der Solisten konnten Melanie Maennl (Sopran), Rena Kleifeld (Alt), Michael Kurz (Tenor) und Clemens Morgenthaler (Bass) immer wieder in einfühlsamen Duetten oder Quartetten glänzen.
Und auch der Chor musste nicht in lautstarken Tuba-Chören mit der Philharmonie Südwestfalen, die erneut den Orchesterpart übernahm, wetteifern. Stattdessen durften die knapp 80 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Paul Breidenstein ihr Publikum mit einem geradezu himmlischen „Selig sind die Toten“ betören. Und diese wunderbare Passage war durchaus beispielhaft für die Zuversicht und die klangliche Schönheit, die dieses Werk ausstrahlte.
Breidenstein, der das selten aufgeführte Werk mit dem Oratorienchor am Sonntag zu einer Iserlohner Erstaufführung gebracht hat, hatte schon im Vorfeld vermutet, dass sich das Publikum wundern wird, noch nie in den Genuss einer so starken Musik gekommen zu sein. Gemessen am Applaus hatte er damit auf jeden Fall recht.
Share by: